22.3 Community-Tools 

Mittlerweile tummeln sich im Internet derart viele Kommunikationsmedien und Community-Systeme, dass es schwierig ist, einen Überblick zu behalten. Um etwas mehr Klarheit zu schaffen, wollen wir daher hier kurz auf einzelne Typen eingehen.
22.3.1 Chat 

Der Chat ist eine der wenigen synchronen Varianten der Netzkommunikation. Mehrere Personen befinden sich in einem sogenannten Chatroom, der durch ein Feld zur Textausgabe dargestellt wird. Jeder Teilnehmer kann in einem separaten Feld seine Beiträge formulieren und diese dann abschicken. Sie werden sofort für alle im Ausgabefeld unter den bisherigen Einträgen sichtbar. Es gibt mehrere Varianten. Man findet öffentliche Chatrooms, in denen sich jeder mit allen Teilnehmern unterhalten kann, und private Räume, in denen Tele-Konferenzen abgehalten werden. Auch das Instant Messaging, bei dem Botschaften zwischen zwei Leuten ausgetauscht werden, die gerade online sind, kann als eine Form des Chat betrachtet werden.
Chat ist ebenfalls eine Kommunikationsform mit bekanntem Teilnehmerkreis. Man wird ihn vor allem da einsetzen, wo schnelle Lösungen gefunden werden sollen, oder natürlich einfach zur Kontaktpflege. Da mehrere Personen gleichzeitig an einem Chat teilnehmen können, stellt er auch eine Art von Telekonferenz dar, die aufwendige Korrespondenz zwischen den Teilnehmern ersparen kann.
22.3.2 Gästebuch 

Im WWW stellt diese Funktion eine besondere Form dar, um Nachrichten auf Homepages, z. B. Kommentare zur Website oder ihrem Gegenstand, zu hinterlassen. Diese werden in zeitlicher Reihenfolge in Listenform angezeigt. Normalerweise wird hier keine Anmeldung vorausgesetzt. Es handelt sich eher um eine Möglichkeit, eine schnelle Notiz oder einen Gruß zu hinterlassen.
Wie bei den »realen« Gästebüchern auch, erhält der Leser des Gästebuchs einen Einblick in den Personenkreis der Homepage-Besucher, insbesondere ihrer Beziehung zum »Gastgeber«, also zum Betreiber der Website. Elektronische Gästebücher sind für Diskussionen eher weniger geeignet. Damit unterscheiden sie sich von Chatrooms, in denen synchron kommuniziert werden kann, und von Foren, deren Beiträge meist in Diskussionsthreads gegliedert sind.
22.3.3 Forum 

Foren oder Bulletin Boards wurden als Diskussionsmedien konzipiert. Sie sind in Diskussionsstränge aufgeteilt, die sich jeweils um ein Thema drehen. Jeder Teilnehmer kann so einen Thread eröffnen, indem er über ein Formular im Web einen ersten Beitrag schreibt. Nun können andere Forumsteilnehmer darauf antworten. Ihre Erwiderung wird meistens direkt unter dem ersten Beitrag ausgegeben. In komplexeren Foren können sich die Threads auch aufspalten und hierarchisch vertiefen. So kann man eine Antwort auf den ersten Beitrag geben oder ihn einer der schon existierenden Antworten zuordnen. Im Gegensatz zu Messages und Chat, die im Privaten stattfinden, sind Foren im Allgemeinen der Öffentlichkeit zugänglich, und jeder kann die Diskussionen verfolgen. Foren sind so zu einer unerschöpflichen Wissensquelle geworden; es gibt (fast) kein Thema, über das noch nicht diskutiert wurde. Allerdings kann die Suche nach der passenden Antwort ebenfalls zu einer nahezu unerschöpflichen Aufgabe werden, da man unter Umständen die komplette Diskussion lesen muss, um keine wichtigen Details zu verpassen. Es ist natürlich auch nicht immer garantiert, dass der Dialog zu einem sinnvollen Ende geführt wird.
Der Einsatz von Foren ist vielfältig. Oft werden sie als Wissenspool eingesetzt, um häufige Fragen zu dokumentieren und zu beantworten. Experten zu einem Thema tüfteln in Foren an Lösungen komplexer (Computer-)Probleme. Aber sie dienen auch dem Meinungsaustausch oder der politischen Diskussion. In Online-Zeitungen werden Foren häufig eingesetzt, um bestehende Artikel zu kommentieren. Für die private Kommunikation sind Foren weniger geeignet, da alle Beiträge für jedermann lesbar sind und langfristig gespeichert werden.
22.3.4 Online Social Network 

Bei Social Networks stehen der Mensch und seine Beziehungen stark im Mittelpunkt. Die Software wurde eigens dazu geschaffen, Freundes- und Bekanntenkreise ebenso wie Geschäftspartner miteinander zu verbinden. Prominente Beispiele sind das Studentennetzwerk StudiVZ und das Business-Netzwerk Xing. Die Teilnehmer müssen sich in dem Netzwerk registrieren und ihre Profilseite mit ihren Fotos, Interessen und Tätigkeiten gestalten. Zusätzlich werden Personen des Freundes- und Bekanntenkreises angegeben, die sich ebenfalls in dem Netzwerk angemeldet haben. Der Clou besteht darin, dass nun Beziehungen über die sprichwörtlichen »fünf Ecken« grafisch aufbereitet und nachvollziehbar gemacht werden können. Viele Websites nutzen mittlerweile entsprechende Social-Networks-Plug-ins, um ihrer bereits bestehenden Community ein Gesicht zu geben. Leider gibt es zum Zeitpunkt der Fertigstellung unseres Buchs noch keine funktionierende Version einer geeigneten Community Erweiterung für Joomla! 1.5. Ein vielversprechender Kandidat ist Joomla CBE 1.5, allerdings ist die Beta Version noch nicht wirklich einsetzbar und wird daher in unserem Community Abschnitt auch nicht weiter beschrieben.
22.3.5 Blog 

Das Web Log, also Online-Tagebuch, ist der Namensgeber für dieses Kommunikationsmedium. Es handelt sich um eine Liste mit Beiträgen, die nach Aktualität sortiert sind. Das neueste Element kommt im Gegensatz zu Foren immer zuerst. Die Beiträge werden zentral von einem oder wenigen Schreibern verfasst, und die Zielgruppe ist normalerweise das gesamte Netz. Viele Blogs haben ein Archiv, in dem auch alte Artikel wiedergefunden werden können. Oft gibt es eine Kommentarfunktion in Form eines Forums, so dass andere Nutzer den Beitrag anreichern oder kritisieren können. Auch eine Bewertung des Artikels ist häufig vorgesehen. Joomla! ist in seiner Struktur ebenfalls in vielerlei Hinsicht an Blogs angelehnt.
Blogs haben im zweiten Irak-Krieg einige Berühmtheit erlangt, weil sie von Amateuren und Journalisten zur Berichterstattung genutzt wurden und so eine Art Gegenöffentlichkeit zu den herkömmlichen Nachrichtenmedien darstellten. Sie werden daher gern als Medium für Journalismus von unten betrachtet. Bei vielen Blogs kann dieser Anspruch jedoch nicht gehalten werden, es handelt sich oft um eine – sehr subjektive – Kommentierung des Geschehens. Die Blogosphäre (Welt der Blogs) zeichnet sich aber dadurch aus, dass sehr schnell auf aktuelle Ereignisse reagiert werden kann. Ein hoher Vernetzungsgrad macht Blogs zudem zu einem Sammel- und Strukturierungsinstrument für Webinhalte. Die meisten dieser Tagebücher haben sich einem bestimmten Thema verschrieben, über das sie die Informationen bündeln. Der Nachrichtencharakter wird dadurch verstärkt, dass sie über RSS-Reader abgefragt werden und wiederum zu Metablogs zusammengefasst werden können.
22.3.6 Wiki 

Die nach Meinung der Autoren faszinierendste Entwicklung im Bereich der Community-Software sind Wikis (»wikiwiki« ist hawaiianisch für »schnell«). Das sind Webseiten, die im Idealfall jeder Besucher bearbeiten kann. Es handelt sich also um ein echtes Many-To-Many-Medium, bei dem der Leserkreis die gleichen Rechte wie die Gruppe der Schreiber hat. Alle Beteiligten arbeiten also am gleichen Text und verändern diesen. Der zufällige Leser sieht immer die aktuelle Fassung des Artikels. Damit es nicht zu einem größeren Chaos kommt, besitzen Wiki-Seiten eine History, über die alle Änderungen nachvollzogen werden können. Über spezielle Seiten kann man sehen, welche Seiten zuletzt oder sehr häufig bearbeitet wurden und somit einen Brennpunkt darstellen. Der Gemeinschaft kommt bei Wikis eine sehr große Bedeutung zu. Nur wenn sich die Teilnehmer kooperativ verhalten, kann ein Wiki funktionieren. Andererseits handelt es sich um ein sehr demokratisches Medium mit flachen Hierarchien, bei dem der Einzelne eine gewichtige Stimme hat. Das kann zu einem sehr hohen Motivationsfaktor bei der Beteiligung führen. Sowohl Wikis als auch Blogs arbeiten meistens mit einer vereinfachten Layout-Syntax, die das Erstellen von Inhalten nicht schwerer macht als das Schreiben von E–Mails.
Wikis können sehr vielfältig eingesetzt werden. Eine häufige Anwendung ist die Erstellung von FAQ-Seiten oder Problemlösungen. Der Leser muss sich nicht mehr wie in Foren durch einen gesamten Thread klicken, sondern sieht gleich die aktuelle Lösung. Wenn er dort einen Fehler findet, kann er ihn gleich beheben. Damit wird ein Artikel (im Idealfall) immer besser. Als Dokumentations- oder Wissensmanagement-Tool sind Wikis ebenfalls sehr beliebt, da sie durch das leichte Erstellen neuer Seiten, eine interne Verlinkung und die Suche einige Strukturierungsmechanismen bereitstellen, um das Wissen zu ordnen. Kurz gesagt: Dort, wo es vorrangig um das Ergebnis und nicht so sehr um den Prozess einer kooperativen Aktion geht, sind Wikis ein sehr geeignetes Werkzeug.
22.3.7 Podcast 

Die neueste Entwicklung im Bereich der kommunikativen Webapplikationen zielt darauf ab, die schriftliche Form zu überwinden. Podcasts stellen selbst produzierte Audio- und Videobeiträge im Internet zur Verfügung. Das Wort ist eine Zusammensetzung aus iPod, einem MP3-Player der Firma Apple, und broadcasting, dem englischen Begriff für »senden«. Ähnlich wie bei Blogs werden die neuesten Beiträge zuerst aufgelistet, so dass der Nachrichtencharakter erhalten bleibt. Derjenige, der einen Podcast empfangen will, benötigt einen Podcast-Empfänger, der die Informationen zu den einzelnen Beiträgen (Episoden) abholt, und eine Abspiel-Software, mit der die Mediendateien ausgegeben werden können. Der Reiz von Podcasts besteht darin, dass es sehr einfach ist, Episoden zu erstellen. Es reicht praktisch ein PC mit Mikrofon.
Podcasts können sehr verschiedene Inhalte haben. Ähnlich wie Blogs sind sie ein sehr schnelles Medium, das es ermöglicht, sehr zeitnah auf interessante Ereignisse zu reagieren. Sehr häufig sind Unterhaltungs- und Nachrichtenangebote zu finden. Auch Tutorials zählen zu den Stärken dieses Mediums.